Meine Einleitung zum Lunch vom 8. Juli, Gedanken von Yonni Meyer (Online Autorin) zum Thema Vorbild.
Bis bald, Markus Werner
Heute bin ich etwas traurig. Ich habe heute gelesen, dass Markus Werner gestern gestorben ist.
Für Marcel Reich-Ranicki war er einer der «besten deutschsprachigen Schriftsteller seiner Generation» – für mich war er ein Vorbild. Nicht in dem Sinne, dass ich ihn nachahmen wollte – das lag weder innerhalb meiner Fähigkeiten noch innerhalb meiner Persönlichkeit.
Ein Vorbild kann man auch dafür schätzen, dass es so sehr anders ist als man selber, das so aber auch in Ordnung ist, man deshalb nicht gleich werden will wie es.
Markus Werners Sprache war Bergwasser in einem Meer aus Zuckersirup. Sie war ehrlich und klar und manchmal fast schmerzhaft präzis. Er malte keine Utopien, sondern blieb nah am Leben, so wie es ist, mit Schmerz und Leid und Unhappy Ends, nahm seinen Protagonisten dabei aber nie den Schalk. Er war, wie Gabriel Vetter noch kürzlich schrieb, «der Paulo Coelho für jene, die Paulo Coelho nicht ausstehen können.»
Ich schätzte Werner für die tiefe Weisheit, die er einem mitgab, ohne dass man sie gleich auf ein Inspirations-Poster drucken musste.
Werner war der Autor meines Lieblingsbuches. «Bis Bald». Und ich zitiere daraus meine Lieblingsstelle und wünsche mir, dass vielleicht der eine oder die andere von euch es auch liest:
«Weisst du, ich habe in meinen guten und gesunden Tagen selten besonders gern gelebt, und ebenso selten habe ich ungern gelebt , ich habe einfach gelebt, weitgehend fraglos und flach wie die meisten, und wie die meisten hat mich das Gefühl begleitet, das Leben, das andere, das eigentliche, komme noch. Es ist kein lautes, störendes Gefühl gewesen, es hat nicht sagen wollen: du lebst verfehlt, es hat nur sagen wollen, dass es noch andere Wege gebe, und es beweist, so glaube ich, nichts weiter, als dass man dazu neigt, im jeweils Unverwirklichten das Eigentliche zu sehen.»
Worte, die mich begleitet haben und die mit verantwortlich dafür sind, dass ich heute in keinem Büro sitze und/oder Statistiken auswerte, sondern zu meinen Talenten und damit auch ein Stück weit zu mir selbst gefunden habe.
Ich werde dafür immer dankbar sein.
Nun denn. «Bis Bald», Markus Werner.